Samstag, 24. Mai 2008

Ein Leben mit der Flamencogitarre

Sorry für meine Abwesenheit in den letzten Wochen, aber ich muss(te) lernen, lernen, lernen. Nun geht es dem Ende zu - ¡gracias a Dios! und ich kann endlich wieder Flamencogitarre spielen. Letzte Woche bekam ich zum ersten Mal die deutsche Flamenco-Zeitschrift ¡anda! in die Hand. Das Cover, auf dem die Innenseite einer Gitarrendecke abgebildet ist, lässt vermuten, dass sich bei dieser Ausgabe, wie im Vorwort zu lesen ist, alles um das Thema Flamencogitarre dreht.

Zwei Themen, genauer gesagt Interviews, wie schon auf der Titelseite angekündigt, mit Paco de Lucía und Gerhard Graf-Martinez interessierten mich natürlich brennend. Weitere Beiträge zur Geschichte der Flamenco-Gitarre, sowie der Unterschied zur Klassikgitarre kennt man ja aus Graf-Martinez´ Publikationen und seiner, sowie auch aus vielen anderen Flamencogitarren-Sites.

Das Erfrischende am Paco-Interview ist, dass es nicht in ein, wie wir es aus den üblichen Gitarre-Akustik-Electric-Pipapo-Gazetten kennen, Werbegespräch des Gitarren-Heros, oder Welches-Equipment-benutzt-du-Fragen mündet. Nein - die Interviewerin, ihren Respekt und ihre Nervosität vor dem Gespräch mit dem großen Paco de Lucía kann man wirklich nachempfinden, entlockt dem Meister in den paar Minuten, die sie zur Verfügung hatte, interessante Kommentare und Meinungen. Auffallend ist, dass die beiden Interviewten ähnliche Sorgen äußern, was die Zukunft unseres Planeten betrifft. Dass sich Musiker dazu äußern, also auch eine politische Meinung haben, macht die Flamencogitarren-Szene gleich um einiges sympathischer. Traurig ist zu erfahren, dass dem größten Flamenco-Gitarristen aller Zeiten mit knapp 60 Jahren ein wenig die Power ausgeht. Für uns Jungen ist es wohl kaum nachvollziehbar und sechszig ist für mich persönlich verdammt alt. Wenn ich Don Paco, den ich leider erst einmal live im Konzert erleben konnte, mit einem meiner Nachbarn vergleiche, der gerade mal ein paar Jahre älter ist, kann ich nur sagen „hallo“.

Über Graf-Martinez ist einiges zu erfahren, aber wenig Aktuelles. Die Überschrift „Ein Leben mit der Flamencogitarre“ weist schon darauf hin, dass Flamenco, das Instrument und seine Art, das Flamencogitarrenspiel weiter zu geben, nicht nur einfach mal ein Lebensabschnitt war, sondern ziemlich viel Engagement und Passion dahintersteckt. Gesundheitlich, auch nicht mehr der Jüngste, hat es ihn richtig schlimm mit dem Rücken, den Bandscheiben erwischt. Gefragt wird aber auch nach seinen Lehrern, wie er zu dem Entschluss kam, aus Flamenco einen „Beruf“ zu machen, welche Musikern ihn geprägt haben. Interessant ist seine Antwort zu der Frage, was ihn im Flamenco abturnt, was ihn an der Flamencogitarre fasziniert und dass für ihn nicht immer die Saiten-Artistik und die hohe Virtuosität eines Musikers entscheidend ist. Weitere Information sind, dass er selber schon Gitarren gebaut hat. Cool und richtig, finde ich zumindest, seine Einstellung, bzw. Meinung zur Entwicklung nicht nur im Flamenco, sondern allgemein in der Musik.

Dies (siehe Flamenco-Gitarre.de) und vieles mehr über die Flamencogitarre, auch ein Interview mit einer Flamenco-Gitarristin aus Cádiz, über Chicuelo ist in der jüngsten Ausgabe der ¡anda! zu lesen.